Vortrag
Im Rahmen der Vortragsreihe »Wo ist die Zukunft geblieben?«
Montaigne wußte nur was von Gegenwart
Vortrag: Karl Heinz Bohrer
Am Montag, den 9. Mai 2016 um 19.00 Uhr in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (Max-Joseph-Platz 3, 80539 München)
Der Eintritt ist frei!
Platzzahl begrenzt, Platzkarten werden vor Beginn der Veranstaltung ausgegeben.
Nicht barrierefrei.
Einführung: Michael Krüger, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Karl Heinz Bohrer wurde 1932 in Köln geboren. Er ist Professor emeritus für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Bielefeld und seit 2003 Visiting Professor an der Stanford University. Von 1984 bis 2012 war er Herausgeber des MERKUR. Er lebt in London. Zuletzt erschienen von ihm »Selbstdenker und Systemdenker. Über agonales Denken« (2011) und »Granatsplitter. Eine Erzählung« (2012).
Foto: Kathrin Schäfer
Warum die Zukunft als Pathosformel und Trost seit 50 Jahren ausgedient hat, läßt sich erahnen. Die politischen Gründe sind dennoch zu nennen. Zukunft war das zentrale Motiv der Geschichtsphilosophie bis ins 19. Jahrhundert. Aber seine Implosion im Namen der Gegenwart war notwendig. Die Umschlägigkeit jeder Zeitlichkeit in ein Symbol widersprach dem Entwicklungs-Interesse. Auch die negative Utopie eines Michel Houellebecq ist in dieser Perspektive keine Voraussage, sondern ein literarisches Phantasma bezüglich der Gegenwart. Nach Montaignes Evokation des jeweiligen Augenblicks sind alle systematischen Zeittheorien zu vergessen, von Hegel bis Heidegger.
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