Vortrag
Im Rahmen der Vortragsreihe »Wo ist die Zukunft geblieben?«
Kein Gott, aber er kommt
Zukunft als säkularisierte Heilserwartung
Vortrag: Konrad Paul Liessmann (Philosoph, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist)
Am Dienstag, den 5. April 2016 um 19.00 Uhr in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (Max-Joseph-Platz 3, 80539 München)
Der Eintritt ist frei!
Platzzahl begrenzt, Platzkarten werden vor Beginn der Veranstaltung ausgegeben.
Nicht barrierefrei.
Gefördert durch die Friedrich-Baur-Stiftung.
Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des renommierten Philosophicum Lech. Die Schwerpunkte seiner Forschung sind Ästhetik, Kulturphilosophie, Gesellschafts- und Bildungstheorie. Er erhielt zahlreiche Auszeichnung wie den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik, den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, den VIZE 97 der Vaclav Havel-Stiftung Prag und den Wissenschaftspreis der Stadt Wien. Im Jahr 2006 wurde er zum österreichischen Wissenschaftler des Jahres gewählt. Zuletzt sind erschienen: »Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift« (2014); »Philosophie der modernen Kunst« (2013); »Lob der Grenze. Kritik der politischen Unterscheidungskraft« (2012); »Das Universum der Dinge. Zur Ästhetik des Alltäglichen« (2010); »Schönheit« (2009); »Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft« (2006).
Worauf warten eigentlich Menschen, die auf die Zukunft warten? Womit rüsten sich Menschen, die den Herausforderungen der Zukunft begegnen wollen? Was tun Menschen, die die Zukunft nicht versäumen wollen? Welche Haltung nehmen Menschen ein, die bereit sind für die Zukunft? Wovor fürchten sich Menschen, denen die Zukunft nicht geheuer ist? Was erhoffen sich Menschen, die auf die Zukunft setzen? Wir haben, so scheint es, die Zukunft objektiviert, so, als wäre die Zukunft etwas, das kommt, unerbittlich und ohne Nachsicht, und uns bleibt nur, sie, wenn möglich, zu erkennen und uns darauf rechtzeitig einzustellen. Genauer betrachtet erweist sich das Zukunftsdenken der Moderne als eine säkularisierte und entleerte Heilerwartung, vom kommenden Gott ist nur das Kommen geblieben, und dieses kann nun mit Prognosen und Trends, Hoffnungen oder Ängsten, Utopien oder Apokalypsen ausgemalt werden. Besser als auf die Zukunft zu warten, zu hoffen oder sich davor zu ängstigen, wäre es, die Dinge, die man verändern möchte, zu verändern.
Am 5. April war Konrad Paul Liessmann zu Gast in der Sendung KulturWelt auf Bayern2:
Zukunft als säkularisierte Heilserwartung
Ein Beitrag von Knut Cordsen
Hier zum Nachhören:
http://www.br.de/radio/bayern2/kultur/kulturwelt/konrad-paul-liessmann-zukunft-100.html