Theater
Aktualisierte Wiederaufnahme zum 40. Jahrestag des Oktoberfestattentats
Wir waren nie weg. Die Blaupause
Ein heimattreuer Western von Christiane Mudra
Aktualisierte Wiederaufnahme zum 40. Jahrestag des Oktoberfestattentats
(Uraufführung Juli 2015)
Am Mittwoch, 23.09. 2020 um 18:00 Uhr
und am Sonntag, 27.09. um 14:30 Uhr
Der Treffpunkt wird bei Reservierung bekannt gegeben
Der Eintritt ist frei.
Teilnahme nur mit vorheriger Reservierung ab 18.9. unter
WirWarenNieWeg@web.de
Trailer: https://youtu.be/yqBpA51_W4Q
Konzept, Recherche, Text und Regie: Christiane Mudra
Mit: Sebastian Gerasch, Melda Hazirci und Murali Perumal
Musik: Leonid Khenkin (Klarinette), Boris Kupin (Kontrabass) und Vladimir Trikolenko (Akkordeon)
Regieassistenz: Sarah Schuchardt
PR: Kathrin Schäfer KulturPR
Fotos: Edward Beierle und Kerstin Reichelt
Pressestimmen:
»Mudra und ihrem Team gelingt es, gerade durch die Einbettung in das skurrile Krimi-Western-Setting, die ohnehin schon erschütternden einzelnen Tatsachen zusammenzudenken. (…) Ein absolut lohnendes, mutiges Projekt, das den politischen Skandal nicht zur eigenen Profilierung nutzt, sondern das ganz einfach und zunehmend verzweifelt um die Wahrheit kämpft.«
nachtkritik.de, 24.7.2015
»Christiane Mudra verbindet Fakten, Originalzitate von Behörden und Westernoptik so raffiniert, dass es einem - trotz sommerlicher Hitze - immer wieder eiskalt den Rücken herunterläuft. Ihr Stück ist manchmal schwer auszuhalten. Denn es ist eben nicht nur Theater. Hier werden reale Morde verhandelt.«
BR Zündfunk, 23.7.2015
»Die Recherche erreicht eine beeindruckende Tiefe. Die Darsteller spielen zum Niederknien intensiv. Die Szenen sind klug und witzig arrangiert.«
Münchner Merkur, 24.7.2015
»Zufälle, Phantome, Verstrickungen- das kann nicht wahr sein! (…) Man ist schwer beeindruckt von dem Furor und dem Witz, mit dem Mudra und ihr Team das Denken in Bewegung gebracht haben.«
Abendzeitung, 28.07.15
»Vor uns liegt die Wiesn. (...) Münchner Gemütlichkeit. Bis es 1980 damit vorbei war. Neben dem Eingang rostet seitdem ein Denkmal für die Opfer des Oktoberfestattentats vor sich hin. (...) Das beachtet sonst niemand, aber heute ist das anders. Genau das ist das Verdienst des Stückes Wir waren nie weg der Regisseurin Christiane Mudra: Zeitgeschichte an realen Orten zum Leben zu erwecken und den Zuschauer so tiefer zu berühren, als es ein Medienbericht oder ein Buch können.«
taz, 24.7.2015
Christiane Mudra
studierte Politikwissenschaften an der LMU München und absolvierte ein Schauspielstudium. Sie war an zahlreichen Theatern im deutschsprachigen Raum engagiert und arbeitete mit Regisseuren wie Calixto Bieito, Rolf Hochhuth, Thomas Ostermeier, Neil La Bute und Rimini Protokoll. 2012 war sie als Artist in Residence bei der Biennale di Venezia zu Gast.
Nach einer Syrienreise durch die gewaltsam unterdrückten Proteste im Sommer 2011 inszenierte sie am i-camp in München die dokumentarischen Stücke »inSight? Perspectives on Syria« (2012) und »outLook. voices from Syria« (2013). Die Uraufführung von»yoUturn – ein Überwachungsexperiment« fand 2013 ebenfalls in München statt. 2014 und 2015 folgten Neufassungen in Potsdam und Berlin.
Seit 2013 besuchte Christiane Mudra regelmäßig den NSU-Prozess und diverse Untersuchungsausschüsse. Sie recherchiert zu Hintergründen von Rechtsextremismus und arbeitete an mehreren Sachbüchern mit. Außerdem berichtete sie als Journalistin u.a. aus dem NSU- und dem OEZ-Prozess.
Im Juli 2015 wurde »Wir waren nie weg. Die Blaupause« als erster Teil einer Trilogie zu rechtsterroristischen Kontinuitäten im Münchner Stadtraum uraufgeführt. Im November 2016 folgte mit »Off the record - die Mauer des Schweigens« der zweite Teil der Trilogie. Die Hörspielfassung des Stücks wurde im Dezember 2016 auf Deutschlandradio Kultur gesendet und u.a. zur re:publica 17 eingeladen. Die Containerinstallation des Stücks 2017 wurde in Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin zum Ende des NSU-Untersuchungsausschusses vor dem Deutschen Bundestag gezeigt. Im Juli 2019 wurde mit »Kein Kläger« der dritte Teil ihrer Trilogie uraufgeführt.
2017 inszenierte Christiane Mudra auf Einladung des Goethe-Instituts in Brasilien eine Neufassung von »yoUturn - ein Überwachungsexperiment«, in der sie sich mit der brasilianischen Militärdiktatur auseinandersetzte.
Im Februar 2018 erschien das Sachbuch »Gäriger Haufen.Die AfD- Ressentiments, Regimewechsel und völkische Radikale.« von Prof. Hajo Funke und Christiane Mudra.
2019 erhielt Christiane Mudra ein Stipendium für das Projekt »Hope u die raped« zu Gewalt gegen Frauen im Netz.
2020/21 schreibt und inszeniert sie »The Holy Bitch Project«, ein Stück über analoge und digitale Gewalt gegen Frauen.
Die investigative Theaterperformance ist der erste Teil einer Trilogie und nimmt die Kontinuitäten rechtsterroristischer Netzwerke und die Ermittlungsmuster der Sicherheitsbehörden vom Münchner Oktoberfestattentat 1980 bis zur Mordserie des NSU in den Blick.
»Wir waren nie weg« ist ein süddeutsches Genre-Stück, das sich der Stilmittel des Italo-Western bedient. »Wir waren nie weg« untersucht wiederkehrende Phänomene wie tote Täter, vernichtete Asservate und überraschend verstorbene Zeugen, die eine vollständige Aufklärung erschweren. Wie der »Spaghetti-Western« ist das Stück politisch unkorrekt und provozierend. Die klassischen Motive der Filmgattung wie eine von alltäglichem Rassismus geprägte, verängstigte, moralisch verfallene Gesellschaft, ein korrupter Sheriff mit Verbindungen ins kriminelle Milieu sowie ein von Eigennutz und Habgier angetriebener Protagonist, der gegen die bürgerliche Gesellschaft rebelliert werden in »Wir waren nie weg« mit Recherchematerial von 1980 bis heute unterfüttert.
Der Text von »Wir waren nie weg« ist eine provozierende Collage aus rechtsextremistischen Zitaten, die mit O-Tönen aus dem NSU-Komplex, Publikationen von Staats- und Verfassungsschützern u.v.m. unterschnitten werden. Im Zentrum des Abends steht das Verhältnis von rechter Szene und Sicherheitsbehörden. Das Stück hinterfragt die von Strafverfolgern immer wieder formulierte Einzeltätertheorie und thematisiert den jahrzehntelangen Einsatz von V-Männern in Führungspositionen rechtsextremer Vereinigungen, wo sie vielfach als Brandbeschleuniger fungierten.
»Wir waren nie weg« ist auch ein performativer »Abendspaziergang« durch München: München als einstige »Hauptstadt der Kunst und unserer Bewegung«, in der die Nationalsozialisten die erste Ausstellung „Entartete Kunst“ zeigten. München als Tatort des Oktoberfestattentats im Jahr 1980. München als internationaler Szenetreff Anfang der 1990er Jahre. München als Standort des ersten Braunen Hauses nach 1945. München als Bühne für den britischen Holocaustleugner David Irving. München als Tatort des vereitelten Attentats der Wiese-Gruppe. München als Heimatstadt der Burschenschaft Danubia. München als Tatort von zwei Morden, die der Terrorzelle NSU zugerechnet werden. München als Tatort des Attentats am Olympiaeinkaufszentrum.
Bis heute spielt München eine Sonderrolle. 24 Menschen sind hier in den letzten 40 Jahren von Rechtsextremisten umgebracht worden - so viele wie in keiner anderen Stadt in Deutschland.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, der Fachstelle für Demokratie der Landeshauptstadt München, der Petra-Kelly-Stiftung e. V., der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und INVR.SPACE GmbH.
Mehr Infos hier:
https://investigativetheater.com
www.christianemudra.de