Ausstellung
6. Juni bis 24. November 2019
Und wir sollten schweigen? – Künstlerinnen in St. Paul
Vernissage am Donnerstag, 6. Juni 2019 um 19.30 Uhr in der Kirche St. Paul
Eröffnung der Ausstellung in Anwesenheit der Künstlerinnen durch die beiden Kuratoren Dr. Barbara Fischer, Kunsthistorikerin und Mitglied des Kuratoriums des Fachbereichs Kunstpastoral und Dr. Alexander Heisig, Fachreferent für zeitgenössische Kunst und Kirche, sowie durch Dr. Ulrich Schäfert und Pfarrer Rainer Hepler vom Fachbereich Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising
Ausstellungsdauer:
7. Juni bis 24. November 2019
täglich geöffnet von 8:30 - 17:00 Uhr
St. Paul, St.-Pauls-Platz 11
U4/ U5 Theresienwiese
Verantwortlich: Fachbereich Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising
Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.
Photos: © Johannes Seyerlein
Wir möchten Sie auf die Eröffnung der Ausstellung »Und wir sollten schweigen? - Künstlerinnen in St. Paul« der Kunstpastoral in St. Paul hinweisen, die einen innovativen Beitrag zum Thema »Künstlerinnen und Kirche« leistet. Die Ausstellung möchte der Stimme von Frauen heute Raum geben: Frauen, die in ihrer künstlerischen Arbeit die Lebenserfahrung von heute reflektieren und in ihren künstlerischen Positionen, die in Dialog mit Inhalt und Form des Kirchenraumes treten, neue Impulse setzen.
Die Kirche St. Paul empfiehlt sich dabei in vielfältiger Weise: als langjährig profilierter Standort für die Präsentation zeitgenössischer Kunst, als Raum, der großformatige, skulpturale und installative Arbeiten erlaubt und mit einem Kirchenpatron, dessen Haltung zur Frau gerade in jüngerer Zeit neu reflektiert wird.
Für dieses Ausstellungsprojekt konnten sechs renommierte und international tätige Künstlerinnen gewonnen werden, die sich in sehr unterschiedlicher Weise dem Thema und dem Ort nähern. Die explizit für diese Ausstellung neu entstandenen Werke treten mit der historistischen Architektur in Dialog (Nina Annabelle Märkl), stellen kirchliche wie gesellschaftliche Rollenbilder in Frage (Birthe Blauth, Patricija Gilyte, Susanne Wagner) und formulieren raumgreifende Interventionen (Sarah Lehnerer, Lorena Herrera Raschid).
Zur Ausstellung
Die Stellung der Frau innerhalb der Kunst ist ähnlich ambivalent wie innerhalb der katholischen Kirche. Obwohl der Anteil der Frauen in der Ausbildung an den Kunstakademien weit überwiegt, prägen nach wie vor männliche Künstler den Kunstbetrieb und erhalten die Preise; und wenn dann werden Künstlerinnen meist nur im Kontext von Malerei, Video oder kleinformatigen Sujets wahrgenommen. Ein vergleichbares Phänomen ist in der katholischen Kirche zu erkennen, deren gemeindlich-pastorales Leben ohne das Wirken der Frauen nicht denkbar wäre, aber in der kirchlichen Struktur erst seit dem II. Vatikanum langsam und in jüngerer Zeit stärkere Relevanz erfährt. Ursächlich für beide ist wesentlich das in Verbindung mit dem hl. Apostel Paulus stehende Wort von der »in der Kirche zu schweigen habenden Frau.« Dieses über knapp zwei Jahrtausende geltende Diktum hat nicht nur die Kirche geprägt, sondern auch die künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen stark eingeschränkt. Erst im zunehmend säkularisierten 20. Jahrhundert und vor allem mit der feministischen Bewegung der 60er und 70er Jahre konnten die verkrusteten Strukturen im Bereich der Kunst aufgebrochen werden. Mit dem »weiblichen Blick« sind neue Sichtweisen entstanden, deren bildnerische Umsetzungen für die Gesellschaft und damit auch für die Kirche von eminenter Bedeutung und hoher Aktualität sind.