Theater
Premiere am 30. November 2006
Endstation West
Ein Theaterprojekt über Migration
von Christine Umpfenbach und Nataly Bleuel.
gefördertdurch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Premiere ist am Donnerstag, den 30. November 2006, um 20 Uhr.
Weitere Aufführungen am 1., 7., 8., 21. und 22. Dezember 2006 um jeweils 20 Uhr.
Das Stück spielt in einem Bus, der mit Darstellern und Zuschauern durch die Stadt fährt.
Treffpunkt: Ostbahnhof / Orleansstraße, Haltestelle vor der Post
Ankunft: Im Westen. (PATHOS transport theater. Falls Sie dort nicht bleiben wollen, fährt Sie ein Shuttle zurück zum Ostbahnhof, in den Osten.)
Eintritt: 12 € /ermäßigt 8 €
Weitere Infos und Karten unter: 089-46169259 (Chr.Umpfenbach) oder 089-12111075 (PATHOS transport theater)
Regie: ChristineUmpfenbach
Text: NatalyBleuel
Idee & Konzept: Christine Umpfenbach, Nataly Bleuel
Regieassistenz: Sabine Lendvai
Kostüme: Mona Kuschel
Ausstattung: Mark Späth
Filme: Andreas Umpfenbach
Choreographie: Camilla Smith
Musik: Pollyester
Photos: Andrea Huber
Presse: Kathrin Schäfer
Hostess: Sabrina Khalil
Darsteller: Magda Agudelo, Uche Akpulu, Goran Denic, Vaudjar, Arua,Nura und Chinar Hamid
Eine Stadtführung zu Überlebens-Stationen, schönen Träumen und einsamen Orten.
Ein Theater mit Menschen aus der Stadt und Geschichten von der Sehnsucht.
Eine Voyage sentimentale und Tatsachenbericht jenseits von Sozialkitsch, eine ironische Assoziation, ein erfahrbares Ereignis für alle Einsteiger.
Wir danken für ihre freundliche Unterstützung:
Florian Fritz vom Amt für Wohnen und Migration, Rüdiger Heid von ‚buntkicktgut’
Ein Bus fährt durch die Stadt. Hier sollte es Arbeit geben und ein Auskommen. Die Passagiere sind nicht von hier, sondern Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - ihre Heimat verlassen haben. Menschen aus einer anderen deutschen Stadt, die gekommen sind, um in München Arbeit zu finden; Menschen aus Osteuropa oder auch Menschen, die aus ihrer afrikanischen Heimat geflüchtet sind.
Auf der Suche nach einem besseren Leben sind sie in München gelandet - aber nie richtig angekommen. Sie bleiben „Zugroaste“. Sie wissen, was der Westen von ihnen fordert: Flexibilität, Eigeninitiative, Anpassungsfähigkeit. Also bietet eine Eigeninitiative die „West-Test“-Tour, ein Integrations-Coaching für Migranten im fahrenden Bus an. Die Kandidaten - alle Laiendarsteller mit Migrationshintergrund - können sich anhand von Aufgaben gegenseitig fit machen für die Herausforderungen des Westens: Was sind flexible Arbeitszeiten? Wie glänzt man beim Einbürgerungstest? Wie funktioniert der Fahrkartenautomat? Und wie verputzt man eine Weißwurst? Die Stadttour passiert die Sehenswürdigkeiten der Stadt, aber auch die Orte, an denen die Migranten gern angekommen wären (Siemens, Anwaltskanzlei, Theater) und diejenigen, an denen sie sich stattdessen aufhalten (Arbeitsamt, Wohnheim, Bibliothek). In Dokumentarfilmen, die die Zuschauer im Bus sehen, erzählen die Darsteller, welche Vorstellung sie nach München führte. Man sieht, wie sie Arbeit simulieren. Sie gehen in ihre Wunschfirmen und tun so als ob sie dazu gehörten.
Das Stück basiert auf Interviews mit den Darstellern, in denen sie von den Erfahrungen ihrer Migration nach München erzählen.
„Um verlässlich zu sein, muss man das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Um das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden, muss dieser andere auf uns angewiesen sein. ‚Wer braucht mich?’ ist eine Frage, die der moderne Kapitalismus völlig zu negieren scheint. Das System strahlt Gleichgültigkeit aus.“ Richard Sennett
„Let’s go West 2003“ in Wismar
Begonnen hat der Aufbruch in den Westen im ostdeutschen Wismar, dort spielte der erste Teil des Theaterprojekts unter dem Titel „Let’s go West 2003“. Aus der Realität Wismars - jeder fünfte ohne Arbeit, jeder vierte in den Westen abgewandert - wurde eine Doku-Roadshow mit arbeitslosen Westernhelden entwickelt: Ein Reisebus hielt an den still gelegten Arbeitsstätten der Laiendarsteller, am Elektrizitätswerk, einer Fleischerei, der Werft; sie erzählten in Dokumentationsfilmen ihre Geschichte; und spielten die Geschichte von John Steinbecks „Früchte des Zorns“ nach, die vom Aufbruchder verarmten Farmer aus Oakland ins reiche Kalifornien handelt, wo ihnen in den 30er Jahren Arbeit, Wohlstand und Orangen versprochen wurden. Erarbeitet wurde das Projekt mit ortsansässigen Arbeitslosen. Die inszenierten Busfahrten durch Wismar waren erfolgreich, denn die Menschen fühlten sich vom Theater angesprochen. Und nun der Roadshow zweiter Teil: Endstation West. Die längst im Westen angekommen sind, suchen noch immer nach seinen Versprechungen. Jetzt sind sie drinnen und doch außen vor. Wie fühlt sich das an? Wie passt man sich an? Was gibt man auf? Was ist Heimat? Wo sind die Träume?
Christine Umpfenbach, Theaterregisseurin und Bühnenbildnerin, geboren 1971. Sie leitete von 2000 bis 2002 zusammen mit Antje Wenningmann das Obdachlosentheater RATTEN 07 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin. U. a. inszenierte und entwickelte sie in Wismar das Projekt „Let’s go West 2003“. An den Münchener Kammerspielen leitete und inszenierte sie im Rahmen des diesjährigen BUNNYHILL 2 das Projekt „Old Stars“.
Nataly Bleuel, Journalistin und Autorin, geboren 1967, war nach der Hamburger Journalistenschule Redakteurin bei Spiegel Online, schreibt für Zeitschriften wie SZ-Magazin, Brigitte, Stern und Bücher. Mit Christine Umpfenbach hat sie die Konzepte für die Theaterprojekte „Schreberzentrale“,„Let’s go West 2003“ und „Old Stars“ gemacht.